Über die Bilder
In ihrer Malerei verlässt sich Irena Kulis zunächst auf die Wirkung der Farben, der assoziativen Kraft, teils bewusst und unbewusst gesetzter Farbflächen. In einem spontanen Malgestus trägt sie in mehreren Schichten Farbe auf den Malgrund übereinander auf, ohne ein konkretes Bildthema vor Augen zu haben.
Die Farbe, die zufällige Form der Farbflächen, sowie die Struktur der Oberfläche stehen in dieser Phase im Mittelpunkt. Die Malerei selbst – der Prozess, die Addition und Wirkung der Farben – bildet zunächst das Thema. Nach dem Auftragen der Farbschichten lässt die Künstlerin das, was bis jetzt entstanden ist, auf sich wirken, und entdeckt nun selbst Figurationen und Gegenstände. Diese werden dann über Konturen hervorgehoben und bewusst formuliert.
Die Figuren in ihrer Bilderwelt sind angedeutet und abstrahiert, mal angeschnitten, mal ganzfigurig. Es sind Menschen. Mal scheinen sie mit dem Hintergrund, aus dem sie hervorgegangen sind, zu verschwimmen, mal grenzen sie sich klar von ihm ab. Der Betrachter wird zu einem kreativen Dialog aufgefordert. Er soll die Figuren und Motive aufspüren und weitere eigene Assoziationen entwickeln. Die Bilder entstehen aus dem Inneren und sollen das Innere des Betrachters treffen.
Sigrid Blomen-Radermacher